Ohne Kniagln ging nix Patenbitten von Frisch-Auf Singenbach bei Bavaria Gerolsbach

Von Maria Sonhütter

In aller Form hat am Freitag, dem 8. Oktober, der Schützenverein Frisch-Auf Singenbach e.V. für seine nächst­­jährige 100-Jahr-Feier die Bavaria Schützen Gerolsbach um deren Patenschaft gebeten. 1922 war nämlich der Singenbacher Verein von Jakob Plöckl (Vorstand), Lehrer Eduard Wille (Schriftführer) und Ja­kob Fuß (Kassier) gegründet worden.

Die Singenbacher um Vorstand Albert Zaindl sind bereit

Beide Vereine hatten sich viel einfallen lassen, dem anderen eine gebührende Aufwartung zu bieten.

„Bittgang“ von Singenbach nach Gerolsbach

Groß war die Schar der Patenbitter aus Singenbach. Neben den Schützenmeistern Albert Zaindl, Erich Weisser und Tobias Polzmacher, der Fahnenabord­nung mit Jürgen Moser als Fahnenjunker und den Schützenkönigen hatten sich viele Vereinsangehörige und natürlich die Schar der hübschen Festmädchen auf den „Bittgang“ von Singenbach nach Gerolsbach gemacht.

Auch Bürgermeister Martin Seitz, der die Schirmherr­schaft für das 100-jährige Jubiläum der Singenbacher übernommen hatte ließ es sich nicht nehmen, die Schützen zu Fuß zu begleiten.

Die Gerolsbacher Bavaria Schützen, die im Juni 2018 ihre Gründung vor 125 Jahren mit einem rauschenden Fest feiern konnten, machten sich wiederum von ihrem Vereinsheim beim Gasthaus Breitner, abgesichert durch die Gerolsbacher Freiwillige Feuerwehr, auf den Weg. Die Gerolsbacher Blaskapelle Mittendrin gab den Takt an, als sich der ähnlich große Tross auf den Weg zum Ortsausgang in Richtung Singenbach machte. Angeführt wurde er vom 1. Schützenmeister Matthias Schaipp, gefolgt von der Fahnenabordnung mit Junker Peter Popfinger, 2. Schützenmeister Ale­xander Schwertfirm und Andreas Obermair als Beglei­tung, von den damaligen Festmädchen, der damaligen Schirmherrin Gerti Schwertfirm und vielen Freunden.

Die Böllerschützenabteilung der Singenbacher Frisch-Auf-Schützen unter Leitung von Jürgen Kaiser.
Erst ein Schießen in langsamer Reihe, dann Doppel­schlag, schließlich ein lauter Salut bei Ankunft des kleinen Festzuges
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„Griast´s Eich“

Mit einem herzlichen „Griast´s Eich“ begrüßten sich die beiden Schützenmeister Matthias Schaipp und Al­bert Zaindl samt ihrem Gefolge. Nachdem die Fahnen­junker Peter Popfinger und Jürgen Moser ihre Vereins­fahnen freundschaftlich gekreuzt hatten, ging es auch schon los in Richtung Gasthaus Breitner, wo das Pa­tenbitten stattfinden sollte.

Schön war es anzuschauen, wie sich der nun schon ansehnlich lange Festzug, voran die Blaskapelle mit schmissigen Märschen, in strammen Schritt durch das Dorf bewegte. Es tat gut, nach der langen Pause, die Corona allen auferlegt hatte, endlich wieder Freude, Lachen, Begeisterung, Musik und Gemeinsamkeit er­leben zu können.

Doch ehe die Patenbitte der Singenbacher erhört wer­den sollte, hatten die Gerolsbacher noch einige Hür­den und Prüfungen vorbereitet.

Die erste Hürde war ein dickerer Baumstamm, der den Weg zum Feierlokal versperrte. Schirmherr Martin Seitz war gefragt, der mit Schützenmeister Albert Zaindl diesen von Hand durchsägen musste, was beide mit Bravour meisterten.

Auf die Kraftanstrengung folgte die Belohnung

Mit einem gemeinschaftlichen Essen – ein guter baye­rischer Schweinsbraten aus der Breitner-Küche – konnten sich alle für die bevorstehenden Aufgaben und Darbietungen stärken.

Die Gerolsbacher hatten so manch knifflige Frage und Aufgabe für die Singenbacher vorbereitet. So musste die Vorstandschaft und auch der Schirmherr Fragen zu Gründungdaten und Mitgliederzahlen beantworten, z. B. zu Gründungdaten und Mitgliederzahlen beant­worten, die beiden Sportleiter sollten die Positionen von Teilern auf geschossenen Schießscheiben schät­zen.

Hula hoop, hula hoop  ♫♪♫

Die beiden Fahnenjunker Peter Popfinger und Jürgen Moser konnten mit den Hula-hoop-Reifen im Duell be­weisen, dass sie nicht nur Irxenschmoiz, also Kraft in den Oberarmen haben, sondern dass sie auch beweg­lich in der Hüfte sind.

Eine strenge Gerolsbacher Jury bewertete und „be­strafte“ bei Nichtwissen. Dass die dafür anstehenden „Strafrunden“ nicht aus Leitungswasser bestanden, war ein offenes Geheimnis. Doch der Prüfungen für die Erhörung der Singenbacher Patenbitte war noch nicht genug.

Masskrüge mussten unter erschwerten Bedingungen geleert oder treffsicher, wie beim Eisstockschießen, im Ziel positioniert werden.

Textsicherheit bei der Bay­ernhymne war bei bei­den Vereinen gefragt. War bei der ersten Strophe der Text bei allen präsent, be- o­­bachtete man bei der zweiten Strophe doch ein gewisses „Play-Back-Ver­halten“ bzw. sah man, dass so mancher Frisch-auf-Schütze das Handy zückte, um schnell im Internet den Text zu finden; ob es nur ein Gerücht ist, dass bei den Gerolsbachern auf ausgelegten Spickzetteln der Text stand? Letztendlich einigte man sich auf ein faires Un­entschieden.

Der letzte offizielle Akt des Patenbittens, nämlich das Holzscheitl-Kniagln, stand an.

Wenn auch eine längere Lederhose den Schmerz et­was milderte, wurden die Knie der Bittenden schon arg strapaziert, und manchem der Knieenden kamen die vorbereiteten Bitt-Verslein schier endlos vor. Doch die acht Singenbacher Schützen und Monika Mehringer als furchtlose Schützin, angeführt vom 1. Schützen­meister Albert Zaindl, bissen die Zähne zusammen und bestanden diese letzte wichtige Prüfung. Um end­gültig zu überzeugen, zogen die Singenbacher einen großen Trumpf aus dem Ärmel.

Singenbachs Geheimwaffe: Die 14 hübschen Festmädchen sitzen hier noch ganz ruhig am Tisch …

Im Rap-Sprech-Gesang trugen die Festmädchen, eine nach der anderen, Verse vor, die das Publikum mitris­sen, und brachten noch einmal richtig Stimmung in den Saal.

Da staunen die Gerolsbacher Schützen

Jetzt endlich wurden die Singenbacher für die Strapa­zen und Anstrengungen, die sie in Kauf genommen hatten, belohnt, und die Gerolsbacher nahmen gerne ihre Patenbitte an.

Hochprozentiges als Stärkung bis zum Fest

Es war ein Abend, geprägt von großer Herzlichkeit und Freude. Man hörte aber aus den Abschlussworten der beiden Schützenmeister Zaindl und Schaipp auch eine große Ernsthaftigkeit heraus. Bei Zaindl den Dank für die Übernahme der Patenschaft, bei Schaipp den Dank an die Singenbacher und die damit verbundene Ehre der Patenschaft. Auf sein Versprechen, jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn Hilfe ge­braucht wird, können die Singenbacher bauen.

Nach diesem gelungenen Patenbitten kann man sich wirklich auf das große Fest im nächsten Jahr freuen. Die Singenbacher haben sich dafür Großes vorge­nommen.

Gemeinsam sich anstrengen, gemeinsam feiern – dass Singenbacher und Gerolsbacher das können, haben sie an diesem Abend bewiesen.

So bleibt nur zu hoffen, dass die Corona-Problematik es nächstes Jahr erlauben wird, dieses 100-jährige Ju­biläum vom 23. bis 26. Juni 2022 in Singenbach zu fei­ern.